Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Abstract Mansmann

Wie in der vorliegenden Arbeit dargestellt wurde, handelt es sich bei dem MINT-Ansatz im Rahmen des Projekts „MINT im Norden“ um einen Versuch, den aktuell wenig erfolgreichen naturwissenschaftlichen Unterricht zu verbessern. Aus gegebenen Anlässen strebt „MINT im Norden“ danach, das Interesse von Schülerinnen und Schülern an Naturwissenschaften und Technik zu steigern und sie so für einen naturwissenschaftlichen oder technischen Beruf zu begeistern.

Hierbei handelt es sich um sehr ehrgeizige Ziele, weshalb sich diese Arbeit um die Beantwortung der Leitfrage „Kann das Interesse von Schülerinnen und Schülern an naturwissenschaftlichen Inhalten durch MINT-Unterricht verändert werden?“ bemüht. Zur Beantwortung dieser Frage wurden Schülerinnen und Schüler siebter und neunter Klassen mit und ohne MINT-Unterricht in Bezug auf ihre Zustimmung zu fünf verschiedenen Skalen befragt und der an der untersuchten Schule stattfindende MINTUnterricht beobachtet.

Anhand der zusammenfassenden Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich, dass die Zustimmung der Schülerinnen und Schüler der Klassen mit MINT-Unterricht nicht in Bezug auf alle fünf Skalen größer ist als die der Kinder ohne MINT-Unterricht (erste Hypothese). Die höhere Zustimmung zu allen fünf Skalen wurde zuvor als Zeichen für ein größeres Interesse an Naturwissenschaften interpretiert, und die erste Hypothese konnte somit nicht bestätigt werden. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Zusammenfassung der siebten und neunten Klasse mit MINT-Unterricht nicht sinnvoll ist, da die Siebtklässler erst seit wenigen Wochen MINT-Unterricht erhalten und deshalb nur die Antworten der Neuntklässler als Ergebnis des MINT-Unterrichts anzusehen sind. Weiterhin konnte nicht nachgewiesen werden, dass das Sachinteresse zwischen den Schülerinnen und Schülern mit MINT-Unterricht von der siebten zur neunten Klasse signifikant steigt (zweite Hypothese). Somit konnte auch die zweite Hypothese nicht bestätigt werden. Jedoch zeigte sich, dass der stattfindende MINT-Unterricht dazu in der Lage zu sein scheint, die übliche Abnahme des Sachinteresses zwischen der siebten und neunten Klassestufe zu verhindern.

Die modifizierte dritte Hypothese, dass Interesse fördernde Aspekte, also das „Relevanz-Bewusstsein“ und der „Alltagsbezug“, von den Neuntklässlern mit MINTUnterricht stärker wahrgenommen werden als von den Neuntklässlern ohne MINTUnterricht, konnte bestätigt werden. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass der MINTUnterricht die Abnahme der beiden Skalen von der neunten Klasse hin zur siebten Klasse abschwächt. Ferner kam es zu einer Bestätigung der modifizierten vierten Hypothese, dass Jugendliche, die schon länger MINT-Unterricht erhalten, ein positiveres Fähigkeitsselbstkonzept haben als Jugendliche ohne MINT-Unterricht.

Außerdem zeigte sich, dass der MINT-Unterricht die Tendenz, dass das Fähigkeitsselbstkonzepts zwischen der siebten und der neunten Klasse ansteigt, verstärkt. Auch wenn die fünfte Hypothese, dass die Jugendlichen der MINT-Klassen eher einen naturwissenschaftlichen oder technischen Beruf anstreben, bestätigt werden konnte, offenbarte sich bei einer differenzierteren Betrachtung der Ergebnisse, dass die neunte Klasse mit MINT-Unterricht, die den Effekt des MINT-Unterrichts widerspiegelt, im Mittel nicht zustimmt, einen solchen Beruf ergreifen zu wollen. Es wurde deutlich, dass der MINT-Unterricht die abnehmende Tendenz zwischen der siebten und der neunten Klasse abschwächt, aber das Ziel, das Interesse der Schülerinnen und Schüler an MINTBerufen zu steigern, nicht erreicht werden konnte. Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Skalen zeigt sich, dass der MINT-Unterricht in seiner derzeitigen Form dazu in der Lage ist, die ohnehin bestehenden positiven Tendenzen zwischen siebter und neunter Klasse zu verstärken und negative Tendenzen abzuschwächen. Eine Ausnahme stellt hier das Sachinteresse dar.

Allerdings stellte sich heraus, dass weder eine signifikante Steigerung der Zustimmung zu der Skala „Sachinteresse“ noch zu der Skala „Berufswunsch“ hervorgerufen werden konnte. Diesem Umstand sollte unter Berücksichtigung dessen, dass es sich bei diesen beiden Aspekten um die Hauptziele von MINT handelt, besondere Beachtung geschenkt werden. Aufgrund dieser Ergebnisse muss die zu Beginn der Arbeit gestellte Leitfrage verneint werden, und „MINT im Norden“ sollte sich die Frage stellen, ob ein so kostspieliges und aufwendiges Projekt genügend leistet.

Mit Blick auf die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere MINT-Projekte sollte berücksichtigt werden, dass durch die Auswertung der Beobachtung eines achtstündigen Schultages deutlich wurde, dass der in der untersuchten Schule stattfindende MINT-Unterricht nur an wenigen Stellen MINT-spezifische Merkmale aufweist. Aus dieser Erkenntnis resultiert eine Einschränkung der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den generellen MINT-Ansatz. Vielleicht wären die Effekte deutlicher, wenn der Unterricht näher an das Idealbild eines MINT-Unterrichts heranrücken würde und es so zu einer stärkeren Vernetzung der Fächer, einer deutlicheren Berufsorientierung, einer stärkeren Konzentration auf das Konzept der naturwissenschaftlichen Grundbildung und einer systematischen Verankerung des Ansatzes in der Schule und im Unterricht kommen würde. Erst wenn es zu einer solchen Modifikation des MINT-Unterrichts gekommen ist, kann erneut untersucht werden, welches Potential wirklich in MINT steckt.

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