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Abstract Rosendahl

Rosendahl, N. 2014: Untersuchung zur Verwendung digitaler Karten im Realraum.

Abstract:

Die bei den Untersuchungsteilnehmenden zu verzeichnende hohe Verfügbarkeit mobiler, digitaler Karten über Smartphones entspricht dem Trend der technischen Entwicklung. Die Bedeutung digitaler Karten als Orientierungsmittel ist hinsichtlich des angegebenen Nutzungsverhaltens jedoch als gering einzuschätzen. Die Vertrautheit mit verschiedenen Google-Karten lässt im Zusammenhang mit den erbrachten Orientierungsleistungen und den subjektiven Einschätzungen zur Lesbarkeit bei den Probanden/-innen auf gute Vorkenntnisse und Vorerfahrungen im Umgang mit Strich- und Satellitenbildkarten schließen. Es zeigt sich, dass einige, in der Fachliteratur beschriebene, geschlechtsspezifische Abhängigkeiten bereits bei einer kleinen Stichprobe zu beobachten sind. So treten in der Voranalyse Unterschiede hinsichtlich des Interesses an Karten sowie der Kartenvorkenntnisse und -erfahrungen zugunsten der männlichen Untersuchungsteilnehmenden zu Tage.

Bei der Betrachtung der Orientierungsleistungen wird deutlich, dass sowohl die Google- Hybrid-Karte als auch die OpenStreetMap-Karte als Orientierungsmittel für Fußgänger im städtischen Realraum eingesetzt werden können. In der Untersuchung wurde ein geringfügig besseres Abschneiden unter Verwendung der Strichkarte festgestellt. Dies deckt sich mit der Aussage, dass sich ein Großteil der Befragten mit der OpenStreetMap-Karte tatsächlich als erfolgreicher einschätzte. Die beim Umgang mit der Satellitenbildkarte aufgetretenen Probleme, die mit der Kartendarstellung in Verbindung gebracht werden können, lassen sich in erster Linie auf Schwierigkeiten mit der Interpretation einzelner Objekte und die Darstellung der Straßensignaturen zurückführen. Der in der Fachliteratur erwähnte Effekt, dass ein hoher Informationsgehalt und eine fehlende Generalisierung die Kartenleseleistung beeinträchtigen, spielte bei den Orientierungsleistungen in dieser Untersuchung eine untergeordnete Rolle.

Hinsichtlich der Interaktivität kann festgehalten werden, dass, bedingt durch die geringe Größe des abgebildeten Kartenausschnitts, die Zoom- und Panfunktion für mobile, digitale Karten wichtige Komponenten darstellen. Wobei angenommen werden kann, dass diese bei der komplexeren Satellitenbildkarte in der Tendenz häufiger verwendet werden. Bezüglich der Zielpunktsuche lässt sich feststellen, dass weder die Suchfunktionen der Google-Karte noch die der OpenStreetMap-Karte in Bezug auf die erwarteten Suchergebnisse als optimal zu bewerten sind. Die GPS-Funktion kann in erster Linie für eine Standortbestimmung als eine hilfreiche Ergänzung angesehen werden.

Die zu den beiden Kartendarstellungen abgegebenen subjektiven Bewertungen der Untersuchungsteilnehmenden spiegeln die in der Fachliteratur beschriebenen Vor- und Nachteile von Bild- und Strichkarten wider. Auf Seiten der Google-Hybrid-Karte werden in erster Linie die Realitätsnähe und der hohe Informationsgehalt als vorteilhaft angesehen, obgleich letztgenannter für den Orientierungsprozess eher Nachteile in sich bergen kann. Dafür wird der OpenStreetMap-Karte eine höhere Übersichtlichkeit zugeschrieben. Dennoch fallen die subjektiven Bewertungen bezüglich der Lesbarkeit und der Funktionalität für die Satellitenbildkarte im Durchschnitt nicht nachteilig aus. Die zukünftige Bevorzugung einer Karte als Orientierungsmittel in einem unbekannten städtischen Realraum ist von der individuellen Gewichtung der Faktoren Lesbarkeit, Funktionalität und Motivation abhängig. So wird von einem Probanden die motivierende Wirkung der Satellitenbildkarte als ausschlaggebend angegeben. Der subjektiv empfundene Orientierungserfolg führte nur beim Rückschluss auf die Kartendarstellung zu einer Präferenz der jeweils anderen Karte.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Triangulation von Beobachtung und Befragung als vorteilhaft erwiesen hat. So konnten für die Ergründung von Kausalitätszusammenhängen subjektive Wahrnehmungen und Bewertungen zu den Faktoren der Kartenvorkenntnisse und des beobachteten Orientierungserfolgs hinzugezogen werden. Gerade bei den Einzelfallbetrachtungen wird dieser Nutzen deutlich. Anhand der Ergebnisse zeigt sich, dass die Auswirkungen und die Relevanz der in der Literatur theoretisch und empirisch aufgezeigten Vor- und Nachteile von Bildkarten in Bezug auf den Orientierungsprozess und die subjektive Bewertung einer Karte eng mit den individuellen Voraussetzungen des Kartennutzers verbunden sind.

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