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Examensarbeit Nöhrhoff

Nöhrhoff, M.-S. 2017: Die Wald-Mensch-Beziehung -Gestaltung eines ganzheitlichen Unterrichtskonzepts zugunsten der Schülereinstellungenzum Thema „Wald“ im Biologieunterricht.

Zusammenfassung:

Interesse ist und bleibt ein sehr komplexes Konstrukt, dass in seiner Entstehung von vielen Faktoren beeinflusst wird. Es ist dabei sowohl von Emotionen als auch von Kognitionen beeinflusst. Die emotionale Seite meint, wie der Unterricht empfunden wurde. Ein positives Befinden in Unterricht kann sich dann auch motivations- und interessefördernd auswirken. Doch was kann das positive Empfinden in Unterrichtsstunden fördern? Wie die Arbeit gezeigt hat, sind dazu u.a. die emotionale Aufbereitung des Lernstoffs sowie eine Förderung von einem grundlegenden sozialen Miteinander in der Klasse wichtig. Das betrifft zum einen die Lehrer-Schüler-Beziehung, die Verhältnisse der Schüler untereinander als auch die Schülerorientierung hin zu Kompetenzempfinden und Autonomieempfinden. Auch ganzheitliche Methoden wollen den Menschen in seinen Emotionen ansprechen, die im Unterricht oft zu wenig mit beachtet werden. Dazu gibt es Methoden, die explizit sozioemotionale Aspekte in der Klasseninteraktion fördern als auch Methoden, die generell einen anderen Zugang zu Lerninhalten anbieten. Dieser Zugang ist kein rein kognitiv-analytischer Zugang, sondern er soll immer eine Möglichkeit darstellen, den jeweiligen Leninhalt mithilfe von ästhetischen, sinnlichen oder körperlich orientierten Arbeitsmethoden zu begreifen. Dadurch sollen ebenfalls Emotionen in den Schülern angesprochen werden bzw. soll das Mitbeachten der Emotionen von den Schülern unbewusst rückwirkend mit dem jeweiligen Fach, Inhalt etc. positiv in Zusammenhang gebracht werden können. Auch dadurch könnte sich folglich die Lernmotivation als auch das Interesse positiv im Unterricht entwickeln. Fantasiereise stellen dabei neben vielen anderen eine ganzheitliche Methode dar. Die Bewertung der Fantasiereise zeigt dahingehend erste Tendenzen, dass Schüler diese Methode durchaus als sehr positiv empfinden und diese ihnen Spaß macht. Leider können über den Versuch eines Vergleichs der Effekte von Fantasiereisen gegenüber der Bearbeitung eines Textes keine Aussagen bezüglich der generellen Wirkung von Ganzheitlichkeit im naturwissenschaftlichen Unterricht gemacht werden. Dazu müsste man tatsächlich eine längerfristige Einheit gestalten, die sich in ihrem Charakter wirklich von einer gewöhnlichen Biologieeinheit ohne ganzheitliche Aspekte unterscheidet. Dennoch haben sich andere Tendenzen hinsichtlich Einflussfaktoren auf das situationale Interesse ergeben. Ein Vorinteresse sowie ein positives Empfinden der Stunde wirken sich in der Tendenz fördernd auf das situationale Interesse aus. Besonders betont wurden hinsichtlich der Stunde eine als positiv empfundene Lehrer-Schüler-Interaktion als auch die Einbindung der Ideen der Schüler im Unterricht. Ebenfalls wurde der Entspannungseffekt der Fantasiereise als sehr angenehm hervorgehoben. Ruhe und Entspannung scheinen die Schüler nicht als selbstverständlichen, integralen Aspekt des Unterrichts zu verstehen, weshalb das bewusste Erleben möglicherweise als besonders positiv hervorgehoben wurde.

Fantasiereisen haben somit nicht generell zu einem positiveren Effekt auf das Interesse beitragen können als Wissensvermittlung über einen Text, jedoch anscheinend zu einem positiveren Empfinden des Abschnittes in der Stunde an sich. Schüler, die die Methode besonders positiv wahrgenommen haben, zeigten ein tendenziell höheres situationales Interesse. Das wiederum deckt sich mit den Ergebnissen von Laukenmann et al. (2000), dass Wohlbefinden und Interesse in einem engen Zusammenhang stehen. Mit der Arbeit konnte leider nicht geklärt werden, inwieweit eine ganzheitliche Gestaltung des Biologieunterrichts messbare Unterschiede hinsichtlich der Auswirkung auf das Interesse am Thema hat. Dennoch wäre es spannend, dieser Frage in Form einer anderen, verbesserten Studie noch einmal nachzugehen. Die Frage, wie sich der Einsatz von ästhetisch-sinnlichen Elemente in einem kognitiv-analytisch ausgelegten Fach auswirkt, bleibt weiterhin spannend.

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