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Examensarbeit Bohnen

Bohnen, I.-K. 2020: Untersuchung von Akzeptanz von Insektenschutz trotz Aversionen bei Schülerinnen und Schülern.

Zusammenfassung:

Das Thema Insektensterben stellt weiterhin ein globales Problem dar. SchülerInnen können durch Angst und oder Ekel vor Insekten, oder auch nur einigen Insektenarten, davon abgehalten werden, sich mit diesem Problem zu beschäftigen. Wenn die Gesellschaft sich jedoch weiterhin zu wenig mit Maßnahmen gegen das Insektensterben auseinandersetzt, kann kaum mit einer Verminderung des Artenschwunds gerechnet werden. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher mit der Akzeptanz von insektenschützenden Maßnahmen trotz Aversionen bei SchülerInnen.

In diesem Kontext wird der Hauptfragestellung nachgegangen, inwiefern LehrerInnen das Handeln im Sinne des Insektenschutzes fördern können. Diese Frage untergliedert sich in drei weitere Fragen. In ihrem Kern erfassen sie das für LehrerInnen in der Planung des Unterrichts relevante Hintergrundwissen, sowie die inner- und außerschulische Einflussfaktoren auf die Handlungseinstellungen der SchülerInnen. Für deren Beantwortung werden sowohl Inhalte publizierter Literatur genutzt als auch eine eigene Erhebung durchgeführt.

Eigens durchgeführte Experteninterviews werden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) durchgeführt. Bei den Experten handelt es sich um vier Dozenten der Biologiedidaktik, die das leitfadengestützte Interview telefonisch beantworteten. Zum überwiegenden Teil decken sich die Inhalte der Interviews mit den zuvor recherchierten Inhalten der Literatur. Es können jedoch einige Ergänzungen vorgenommen werden.

Das relevante Hintergrundwissen stellt sich wie folgt dar. Zunächst wird festgestellt, dass sich Akzeptanz umweltschutzbezogener Maßnahmen nur teilweise in Handlung umsetzen und somit weitere Faktoren auf die letztliche Handlung Einfluss nehmen (Lude, 2001).

Weiterhin zeigt die Untersuchung auf, dass Emotionen eine wichtige Rolle für oder gegen umweltschützendes Verhalten spielen. Dies ist dadurch zu begründen, dass Aversionen dazu führen können, die als unangenehm empfundene Situation vermeiden zu wollen (Pekrun, Goetz, Titz & Perry, 2002). SchülerInnen sollten daher eine emotionale Kompetenz erlangen, durch welche sie ihre eigenen Emotionen erkennen und quantifizieren können. LehrerInnen mangelt es jedoch an Expertise, um diese zu schulen (Frenzel & Stephens, 2001).  Aversionen vor Insekten sind offenbar nicht angeboren, sondern werden im Laufe des Lebens erworben (Mörbe, 1999). Vor allem negative Erfahrungen von klein auf mit bestimmten Insektenarten manifestieren Angst und Ekel vor diesen. Dies schließt die Darstellung dieser Art in der Gesellschaft ein (Kämpf-Jensen, 1986). Positive Erfahrungen mit Insekten können wiederum die Einstellung gegenüber diesen positiv beeinflussen (Bögeholz, 1999).

Insbesondere jüngere SchülerInnen stehen Erfahrungen mit Tieren in der Regel aufgeschlossen gegenüber und wünschen sich eine positive Beziehung im Sinne von Freundschaft zueinander (Mörbe, 1999). Es besteht unter anderem deshalb meist eine grundsätzliche Aufgeschlossenheit sich mit Insekten zu beschäftigen (Löwenberg, 2000).

Außerschulische Einflussfaktoren sind primär die Hauptbezugspersonen der SchülerInnen. Das direkte soziale Umfeld der SchülerInnen ist daher als ein sowohl außerschulisch als auch innerschulisch für die individuellen Einstellungen der SchülerInnen relevanter Faktor anzusehen. Dieser Faktor kann so weit reichen, dass Insektenschutzhandlungen aufgrund der Peergroup ausgeführt werden, obwohl Aversionen gegen Insekten bestehen.

Innerschulisch kann die soziale Bezugsgruppe der Klassengemeinschaft einen wesentlichen Anteil daran haben SchülerInnen für insektenschützende Maßnahmen zu motivieren. LehrerInnen können durch Gewährleistung vielseitiger, multidimensionaler Naturerfahrungen das Generieren von positiven Erfahrungen unterstützen, wobei die Klassengemeinschaft durch das gegenseitige Kommunizieren von Gefühlen als Verstärker dieser Erfahrungen fungieren kann (Silbereisen, Eyferth & Rudinger, 1986). Je mehr Naturerfahrungen gesammelt werden, desto mehr umweltschützendes Verhalten wird auch umgesetzt (Lude, 2001).

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