Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Abstract Schroer

Schroer, D. 2015: Instruktion gegen Konstruktion - Skizze konstruktivistischer Grundhaltungen bei Biologielehrkräften.

Einleitung:

Eine Arbeit darüber zu schreiben, was Konstruktivismus ist und wie er zustandekommt, erscheint einem bei näherer Beleuchtung des Themas unmöglich. Der NeurobiologeHumberto Maturana (1982, S. 269) schreibt hierzu: „Wir erzeugen die Welt,in der wir leben, buchstäblich dadurch, dass wir sie leben.“ Dies ist ein Grundprinzipdes Konstruktivismus. Es ist also nach dieser Definition Maturanas gar nicht möglich,jemand anderem zu erklären, was Konstruktivismus ist, sondern vielmehr nötig,dass die Person sich selbst eine Vorstellung von von dieser Lerntheorie konstruiert.Diese Annahme führt uns zu den alten griechischen Philosophen, wie z.B. Sokrates,von dem der Satz stammen soll „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Auch die Philosophiebeschäftigt sich, so beschreibt es Gerhard Ernst (2010), seit langem mit der Frage,was Wissen sei, und wie es zustande komme. Dieser Teilbereich der Philosophiewerde laut Schnädelbach (2002) auch als Epistemologie oder Erkenntnistheorie bezeichnet.Als angehender Lehrer stellt sich mir in diesem Zusammenhang die Frage,wie epistemologische Annahmen von Lehrkräften aussehen, und stehen sie in einemZusammenhang mit konstruktivistischen Lerntheorien?Gabi Reinmann (2012) unterscheidet im Unterricht prinzipiell zwischen den beidenMethoden „Instruktion“ und „Konstruktion“. „Instruktion“ stehe hierbei für die Vermittlungfertiger Wissenssysteme nach feststehenden Regeln im Unterricht und„Konstruktion“ für selbstständige Erarbeitung der Inhalte durch die Lernenden.Es wird also deutlich, dass es grundsätzlich verschiedene Extrempole im Unterrichtgibt: Es kann eine eher konstruktivistische geprägte Haltung oder eine instruktiveGrundhaltung vorliegen. Die hier vorliegende Studie soll ermitteln, inwieweit Biologielehrkräfte,zu konstruktivistischen Methoden neigen und ob hier möglicherweisespezifische Unterschiede zwischen verschiedenen Stichproben bestehen, so etwazwischen Männern und Frauen. Wie bereits beschrieben, kann nach der Auffassungdes Konstruktivismus dieser nicht einfach als bloßes Wissen vermittelt werden, weshalbdiese Studie ermitteln soll, inwieweit Biologielehrkräfte eine erkenntnistheoretische,d.h. epistemologische Wahrnehmung des naturwissenschaftlichen Wissens habenund ob hieraus möglicherweise die tatsächliche Implementierung konstruktivistischerMethoden im Unterricht folgt. Anders ausgedrückt könnte man fragen, ob die Lehrkräfte gemäß ihrer Vorstellung von Wissen auch ihren Unterricht gestalten oderob die beiden Faktoren unabhängig voneinander zu betrachten sind.Die hier vorliegende Studie soll die Einstellungen von Biologielehrkräften untersuchen.Wie eingangs bereits durch die Definition des Neurobiologen Humberto Maturanadeutlich wurde, stehen Erkenntnistheorie und Naturwissenschaften in einerengen Beziehung. Inwieweit sie sich gegenseitig ergänzen und bedingen, soll im Folgendenweiter vorgestellt werden.Zunächst sollen in einer theoretischen Einführung die Erkenntnistheorie und ihreGrundfragen sowie ihr Bezug zu den Naturwissenschaften vorgestellt werden (vgl.Kapitel 2.1.1-3). In einem weiteren Kapitel sollen dann der Konstruktivismus, seineunterschiedlichen Strömungen und sein Zusammenhang mit der Erkenntnistheorieerläutert werden (vgl. Kapitel 2.2.1-3). Ein praktischer Bezug wird v.a in den Kapiteln2.3 und 2.4 deutlich, da hier zum einen die aus 2.1 und 2.2 entstandenen Anforderungenan den Unterricht und die Schule, aber auch an den Biologieunterricht imAllgemeinen dargestellt werden sollen. Am Beispiel des Biologieunterrichts wird einbeispielhafter Unterrichtsentwurf nach Killermann, Hiering und Starosta (2011) vorgestellt.Die als Grundlagen dienenden Studien für die Entwicklung des Fragebogensder durchzuführenden Untersuchung sowie weitere relevante Forschungsergebnissewerden in Kapitel 2.5 zusammengetragen.Die durchzuführen Studie, ihre Fragestellung, ihre Hypothesen, ihre Ergebnisse undihre Diskussion werden in den Kapiteln 3 und 4 vorgestellt; hierfür wurden Items ausFragebögen nach Urhahne und Hopf zu Erfassung der epistemologischen Überzeugungensowie nach Johnson und McClure zur Implementierung konstruktivistischerMethoden im Unterricht verwendet.Wie oben dargestellt, erschaffen sich Menschen ihre Realität selbst, diese Arbeit solleinen Beitrag dazu leisten, zu klären, inwieweit dies bei den Versuchspersonen stattgefundenhat. Hierfür werden vor allem Studierende des Biologielehramts befragt. Ineinem Vergleich mit ausgebildeten Lehrkräften sollen dann mögliche Unterschiededeutlich werden. Letztendlich sollen so Rückschlüsse für die Biologielehrerbildunggezogen werden.

Zum Seitenanfang