Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Abstract Sturm

Sturm, R. 2014: Der Umgang mit sexuellen Orientierungen in der Schule - Analyse der allgemeinen Situation und der Möglichkeit
eines Interventionsprojektes.

Einleitung:

Die Thematik Homosexualität ist in unserer Gesellschaft seit einigen Monaten medial stark diskutiert und präsent. Kaum eine Woche vergeht ohne neue Meldungen. Beispielsweise seien die verschärften Bedingungen in Russland für homosexuelle Menschen genannt. Sie dürfen ihre Identität nicht frei ausleben. Der russische Präsident Putin meine, sie können machen was sie wollen, so lange sie unsere Kinder in Ruhe ließen (vgl. Focus Online 2014). Da stellt man sich natürlich die Frage, was Homosexualität mit Pädophilie zu tun haben soll. Auch ein Blick in unser Land zeigt einige konträre Ansichten auf. Ein Lichtblick für eine verstärkte Toleranz gegenüber Homosexuellen, aber auch gleichzeitig gegenüber anderen sexuellen Identitäten, konnte durch den Fußballspieler Thomas Hitzelsberger am 08. Januar 2014 realisiert werden. Der Bundesnationaltrainer Löw äußert, dass er auf einen entspannteren Umgang hofft (vgl. Gartenschläger 2014). Während die einen Hitzelsberger gratulieren wehren sich in Baden-Württemberg Personen gegen die Festschreibung von „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ in den Bildungsplan 2015. Dabei ist ein Realschullehrer der Anfechter. Ein weiteres diskutiertes Thema stellt die Kirche auf. Die Kirche äußert, dass die Kinder in ihrer sexuellen Identitätsentwicklung unbeeinflusst bleiben müssten (vgl. Spiegel Online 2014). Dieses Argument ist schwer zu realisieren, da die Kinder stetig sexuellen Inhalten in der Gesellschaft ausgesetzt sind. Möglicherweise kann das Aufzeigen sexueller Vielfalt den Blick öffnen, damit keiner aufgrund seiner andersartigen Sexualität an die Grenzen der Gesellschaft geschoben wird. Somit verstehen die Kinder und Jugendlichen, dass die heute so alltäglichen Schimpfwörter wie „schwule Sau“, „Schwuchtel“ oder „Kampflesbe“ Menschen verletzen.Diese Beispiele verdeutlichen den unterschiedlichen Umgang und die konträre Dis-kussion um das Thema der sexuellen Orientierungen. Es wird ersichtlich, welche hohe Diskrepanz innerhalb unseres Landes besteht. Aber wie kann eine neue Generation einen toleranteren Umgang mit den Mitmenschen erlangen, wenn das Thema der verschiedenartigen Sexualitäten tabuisiert wird und sogar durch den Kampf gegen das Festschreiben „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ im Bildungsplan Baden-Württembergs aus der Schule verdrängt wird?Das Aufnehmen sexueller Vielfalt in die Bildungspläne stellt einen essentiellen Beitrag zur Entwicklung eines offeneren Umgangs mit, von der Gesellschaft als Norm definierten Heterosexualität, abweichenden Menschen. Die Lehrpläne der Fächer Biologie, Religion und Ethik böten sich an, um eine komplexere Sexualerziehung zu gewährleisten. Da die persönlichen Veränderungen in der Pubertät oft zu Konflikten zwischen Erwach-senen, in dem Fall den Eltern, kommt und ihrerseits eine große Unsicherheit vorherrscht (vgl. Henke 1982, S. 44), hat die Schule die Bildungsfunktion in diesem Bereich und Lebensabschnitt zu erfüllen. Daneben besitzt die Schule eine so große Relevanz, da sie ein bedeutender Sozialisationsraum ist. Die Kinder und Jugendlichen kontaktieren täg-lich Gleichaltrige, durchlaufen in dieser Institution die Adoleszenz und bekommen Werte vermittelt. Somit stellt die Schule einen eigenen Lebensraum dar. Durch Engage-ment von Mitmenschen werden Aufklärungsprojekte an Schulen durchgeführt. Ein Auf-klärungsprojekt ist das an Leipziger Schulen durchgeführte Projekt „Liebe bekennt Farbe“ von dem Verein Rosalinde. Die ehrenamtlichen Moderatorinnen und Moderator-en an Leipziger Schulen erfüllen ihren Bildungsauftrag mit großem Engagement und Freude. Das Besondere an diesem Projekt ist, dass die Moderatorinnen und Moderator-en von der Heterosexualität abweichende Sexualitäten haben. Die Schülerinnen und Schüler können im direkten Kontakt die Personen kennenlernen.Das Ziel der Arbeit umfasst die Analyse des Umgangs mit sexuellen Orientierungen in der Schule. Neben der Schulbuchanalyse und der Lehrerbereitschaft für dieses Thema wird in einer exemplarischen Studie zu einem Interventionsprojekt/Aufklärungsprojekt untersucht wie sich Schülerinnen und Schüler dem Projekt gegenüber positionieren. Das bedeutet ferner inwieweit einzelne Schülergruppen auf dieses Thema Bezug nehmen und welche Positionierung sie zu sexuellen Orientierungen einnehmen. Dargestellt werden soll weiterhin, welchen Beitrag das Projekt zum Umgang mit verschiedenen sexuellen Orientierungen leistet. [...]

Zum Seitenanfang