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Abstract Wolter

Wolter, A. 2011: Ganztagsschulen – Fluch oder Segen? – eine kritische Betrachtung der Möglichkeiten und Grenzen von
Ganztagsschulkonzepten zur Realisierung des Bildungsauftrages der Schule.

Einleitung:

Das Thema der Ganztagsschulen hat in den letzen Jahren in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewonnen. Durch die Veränderungen der Gesellschaft und der Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, ist ein Bedürfnis entstanden, das Schulsystem zu überdenken und auszubauen. Aufgrund der erschreckenden PISA- Befunde sind der Bedarf und das Interesse an dem Projekt „Ganztagsschule“ gestiegen. Es ist eine Entwicklungsdynamik entstanden, die darauf hinzielt die Schulleistungen zu verbessern und eine individuelle Förderung der Schüler und Schülerinnen (SuS) zu gewährleisten. Das Konzept der Ganztagsschule lässt auf eine lange Tradition zurückblicken, dessen Ursprung bereits im 19. Jahrhundert zu verzeichnen ist. Seit den 1990er Jahren ist das ganztägige Konzept vermehrt in den Vordergrund gerückt und löst seitdem eine Vielzahl an bildungspolitischen und sozialpolitischen Diskussionen aus. Letztendlich hat sich das Ganztagsschulkonzept in der heutigen Zeit auch in Deutschland fest etabliert und in einer breiten Formenvielfalt entwickelt.

Trotz der Etablierung von Ganztagsschulen (GTS) in Deutschland befindet sich die ganztägige Konzeption von Schulen stets zur Diskussion. Neben der stetigen Entwicklung von Ganztagsschulen wird immer wieder hinterfragt wird, ob das Konzept von ganztägiger Schulen die Erwartungen und Hoffnungen erfüllen kann. Lassen sich mit Hilfe der GTS die schulischen Leistungen der Kinder wirklich verbessern? Lässt sich das Familienleben und die Berufstätigkeit der Eltern verbinden oder die freizeitliche Aktivität der Kinder ausbauen? Zum einen wird erwartet, dass GTS eine Leistungssteigerung des Schulsystems und den damit verbundenen familiären und sozialen Zugewinn bewirken. Durch eine intensive Betreuung und Förderung von Kindern, sollen Bildungs- und Förderungschancen im unterrichtlichen Bereich erweitert werden (vgl. Ladenthin V.& Rekus J., 2005). Zum anderen wird befürchtet, dass die ganztägige Konzeption von Schulen die Erziehungsaufgabe der Eltern begrenzt und das Familienleben stark negativ beeinflusst. Des Weiteren steht in der Kritik, dass die freie planbare Zeit der Kinder und Jugendliche in Ganztagsschulen verringert und damit eine negative Auswirkung auf den individuellen Sozialraum bewirkt wird.

Trotz jeglicher Kritik ist „die Akzeptanz der Ganztagsschule deutlich gestiegen, die Hoffnungen sind vielfältig. Oft werden Wünsche und Skepsis mit diesem Projekt in Verbindung gebracht, bar jeder empirischen Kenntnis. Umso wichtiger werden wissenschaftliche Studien, die über reale Entwicklungen, Gestaltungsmöglichkeiten und Wirkungsfelder aufklären.“ (vgl. Holtappels, 2007, 11) Daher ist es notwendig, die Hoffnung und Erwartungen, die an ganztägige Schulkonzepte gestellt werden, zu überprüfen und zu hinterfragen.

Ganztagsschulen werden zum einen als Segen, aber auch als Fluch gesehen. Dieser Kontroverse „ Ganztagsschule - Fluch oder Segen“  und der damit verbundenen Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen des Ganztagsschulkonzepts sollen dabei wesentlicher Bestandteil der eigenen wissenschaftlichen Hausarbeit darstellen. Die Möglichkeiten und Grenzen zur Umsetzung von Ganztagsschulkonzepten sollen dabei aufgedeckt und kritisch betrachtet werden.

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