Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Examensarbeit Braun

Abstract

Die Ausführungen belegen, dass die Anfertigung eines Herbariums einen festen Bestandteil in der Lehr- und Lernkultur und im Schulleben einnehmen sollte. Zwar ist eine Verallgemeinerung der Ergebnisse aus dem hier durchgeführten Forschungsansatz schwierig, da es sich fast ausschließlich um qualitativ, selbst entworfene Items handelt, dennoch konnte eine tendenzielle Bestätigung des Nutzens und der Brauchbarkeit, sowie der wahrgenommenen Kompetenz bei der Anfertigung eines Herbariums erfolgen. Des Weiteren wurden Erkenntnisse zu den Wünschen und Anregungen in Bezug auf eine Herbariumsanfertigung, zu dem vorhandenen Wissen von Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrern und zu verschiedenen Einstellungen gegenüber der Biologie, dem Thema Pflanzen und unterschiedlichen Arbeitsmethoden des Biologieunterrichts gewonnen. Bei der zusammenführenden Betrachtung der theoretischen und praktischen Resultate zum Thema „Herbarium – old-fashioned oder topaktuell“ entstehen folgende Schlüsse:

Das Sammeln, Bestimmen und Bearbeiten der Pflanzen und damit verbunden das unmittelbare Erleben der Flora in der Natur bringen ein Wissen hervor, das sich stärker und länger im Gedächtnis einprägt als kognitives Wissen, wie es im Klassenzimmerunterricht mit Hilfe von Medien gelehrt wird (Hampl 2000). Sachverhalte, für die sich Schüler interessieren, werden besonders gut gelernt und fördern Lernerfolge, weswegen die bereits mehrfach angesprochene Aktualität von Unterrichtsinhalten und das Nahebringen dieser an die Jugendlichen unerlässlich sind. Schülerinnen und Schülern kann eine selbstständige und selbsttätige Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ökosystemen aus ihrer eigenen Umwelt geboten werden, denn die Anfertigung eines Herbariums verfügt über solche Wirkungsfähigkeit (Pohl, 2008). Infolgedessen kann ein Bezug zum Eingangszitat hergestellt werden, denn dort hieß es bereits: „Wenn…sich die Unterrichtsgegenstände auf der Basis eigener Erfahrungen selber erschließen sollen; dann wird sich die Schule öffnen müssen für praktisches Handeln und konkrete Aktionen, für außerschulische Lern- und Wirkungsfelder…“(Ramsegger, 1977, S. 7; zitiert nach Bachmair 1980, S. 22).

Bei der Einbindung einer Pflanzensammlung in den Unterricht sollte so vorgegangen werden, dass die Arbeit selbst der Vorbildung, der Interessenlage, dem Alter, den bereits entwickelten und noch angestrebten Kompetenzen entspricht. Absprachen innerhalb der Schule, sowie Festlegungen zu zeitgleich besonders geförderten Kompetenzen sind notwendig und hilfreich, um Jugendlichen nicht zu überfordern, aber dennoch einen ansprechenden und fordernden Unterricht zu gestalten, in dem auch fächerübergreifende Aspekte ihre Verwirklichung erlangen.

„Wenn Unterricht wieder Spaß machen soll, wenn Kinder nicht länger vorgekautes Wissen bloß wiederkäuen sondern…Raum ist…für gestaltende, verändernde, selbst machende Kinder, für ungeschminkte Wahrheiten, offene Fragen und das Leben, so wie es ist“ (Ramsegger, 1977, S. 7; zitiert nach Bachmair 1980, S. 22), dann steht nicht das bloße Wissen im Vordergrund des Unterrichts, sondern die Schülerinnen und Schüler, sowie deren Kompetenzen auf personalem, sozialem und fachlichem Gebiet. Das Gefühl dafür, wie Unterricht einerseits abwechslungsreich und motivierend, andererseits so gestaltet ist, dass die Schüler möglichst alle angestrebten Kompetenzen erreichen, ohne dabei überfordert zu werden, sollte von jeder Lehrkraft erlangt werden. Altherkömmliche, praktische Arbeitsweisen, wie die Anfertigung eines Herbariums, bieten neben der Gelegenheit biologisches Wissen und Kenntnisse über die eigene Umwelt zu erwerben auch die Chance, emotionale Lernerfolge hervorzurufen. Diese sind vor allem dann erfolgreich, wenn die Möglichkeit besteht, das eigene Empfinden, die eigenen Gefühle und die eigene Meinung mit anderen auszutauschen. Dabei werden Standards aus den allgemeinen und fachspezifischen Kompetenzbereichen gefordert und gefördert.

Das Verhältnis der Schüler untereinander, aber auch bei Gruppenarbeit und zur Lehrperson kann mittels der praktischen Arbeit an einem Herbarium in der Schule verbessert werden und es entstehen lernpsychologische Effekte, generelle Lernerfolge und Wissenssicherung. Die Anfertigung eines Herbariums kann demzufolge durch moderne Medien nicht ersetzt werden, da konkrete Standards aus den Kompetenzbereichen Fachwissen, Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewerten dadurch nicht implementiert werden.

Die Arbeitsweise der Herbariumsanfertigung, die fächerübergreifende Erstellung eines Portfolios zu bestimmten Pflanzen, kann diesen Beitrag leisten, wenn Erkenntnisse aus dieser Untersuchung Beachtung finden, Wünsche der Jugendlichen einbezogen werden und ein aktualitätsbezogener Unterricht angeboten wird. Moderne Medien können jedoch, wie bereits diskutiert, unterstützend in die Arbeit an und mit einem Herbarium einbezogen werden. Ein Herbarium ist demzufolge ein Mittel um auch die gegenwärtigen Lehrpläne und deren Inhalte an die Schülerinnen und Schüler heranzutragen und sollte deshalb weiterhin Bestandteil des Biologieunterrichts sein.

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