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Examensarbeit Künstler

Künstler, M. A. 2018: Untersuchungen zur Akzeptanz des fächerübergreifenden MINT-Unterrichts bei jungen Lehrkräften.

Einleitung:

Hatte Deutschland als Hightech-Standort noch vor der Beteiligung an der Third International Mathematics and Science Study (TIMSS) im Jahr 1995, kein Interesse an internationalen Vergleichsstudien, führte das Ergebnis von TIMSS in der Öffentlichkeit und der Bildungspolitik zu erheblicher Unruhe (Fischer et al., 2014). Auch wenige Jahre später lagen die Ergebnisse der deutschen Jugendlichen, in dem von PISA getesteten Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundbildung, als Scientific Literacy bezeichnet, statistisch abgesichert, deutlich unter dem Durchschnitt der OECD-Staaten (Gräber und Nentwig, 2002; Baumert et al., 2001).

Seit der ersten Teilnahme an TIMSS sind nun mehr als 20 Jahre vergangen, doch das Thema rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist weiterhin brisant. Trotz einer deutlichen Besserung der Ergebnisse bei PISA seit 2003, nimmt das Interesse am Unterricht in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) weiter ab (Pfenning & Schulz, 2012). Doch Forschung, Entwicklung und Innovation prägen unsere Gesellschaft in immer größerem Maße; so gehören heute Smartphones, Laptops und Touchscreens zum Alltag. Technik und Informatik nehmen in unserer Kultur einen hohen Stellenwert ein (Haidinger, 2013). Um sich in dieser sich ständig weiterentwickelnden, immer technisierteren Welt problemlos zurecht zu finden, muss dem Nachwuchs eine gegenwartsnahe und praxisorientierte, mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Grundbildung mit auf den Weg gegeben werden (Taskinen, 2010). Hinzu kommt ein seit Jahren stetig wachsender, von dem Institut für deutsche Wirtschaft in Köln als MINT-Lücke bezeichneter, Fachkräftemangel in den MINT-Berufen. Im aktuellen MINT-Herbstreport des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln steht, dass im September 2017 den Unternehmen so viele MINT-Arbeitskräfte wie noch nie, seit Beginn der Aufzeichnungen 2011, fehlten (MINT Herbstreport 2017). Als Lösungsansatz für diese Probleme soll qualitativ hochwertiger MINT-Unterricht in den Schulen dienen (Georges, 2011). Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine Vielzahl großer Initiativen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gebildet, die sich die Förderung im MINT-Bereich sowohl in der frühkindlichen Bildung, in Schule und Ausbildung als auch an den Universitäten zur Aufgabe gemacht haben.

Anknüpfend an die Forschungsarbeit von Georges im Jahr 2011, in der es um die Akzeptanz von MINT-Unterricht bei Studierenden der Fächer Mathematik, Biologie, Chemie und Physik ging, soll der Gegenstand dieser Arbeit die Akzeptanz frisch ausgebildeter Lehrkräfte, sowie von Referendaren und Referendarinnen gegenüber MINT-Unterricht sein. In diesem Zusammenhang soll die vorliegende Arbeit versuchen, folgenden Fragen nachzugehen.

Wie steht es um die Ausbildung und die Bereitschaft junger Lehrkräfte, MINT-Unterricht zu halten? Fühlen sich Referendare, Referendarinnen und frisch ausgebildete Lehrkräfte imstande MINT-Unterricht zu planen und durchzuführen? Wie stark ist die Zusammenarbeit von Kollegen und Kolleginnen der MINT-Fächer an den Schulen? Was könnten weitere extrinsische und intrinsische Hemmnisse sein, MINT zu unterrichten? Darüber hinaus soll evaluiert werden, welche Aspekte in der Ausbildung besser gemacht werden können und an welcher Stelle Defizite behoben werden müssen.

Zunächst wird in Kapitel 2.1 versucht, eine Definition für MINT-Unterricht zu finden, im Folgenden werden die Stärken (Kapitel 2.2) und Schwächen (Kapitel 2.3) dieses Ansatzes diskutiert. Inwieweit MINT es mittlerweile in die deutschen Schulen geschafft hat (Kapitel 3.1), welche Anforderungen dieser Ansatz an Lehrkräfte und die Lehramtsausbildung (Kapitel 3.2) mit sich bringt und welches die größten Initiativen zur Förderung dieses Unterrichtskonzeptes sind, soll im Anschluss in Kapitel 3 geklärt werden. Da in Bezug auf die Akzeptanz von MINT-Unterricht bei den tatsächlich ausführenden Akteuren, den Lehrkräften, keine konkreten Forschungsarbeiten existieren, soll im darauf folgenden Teil der Fokus auf die Ergebnisse, der von Georges 2011 durchgeführten Studie, bezüglich der Akzeptanz von Lehramtsstudierenden gelegt werden, um im Weiteren mit den Forschungsfragen dieser Arbeit daran anzuknüpfen (Kapitel 5). Es gilt außerdem zu klären, was unter dem Begriff der Akzeptanz hinsichtlich dieser Arbeit zu verstehen ist (Kapitel 4.1), und wie diese empirisch untersucht wurde (Kapitel 4.2).

An diesen vorwiegend theoretischen Teil der Arbeit schließt sich im Folgenden der Forschungsteil an. Die Untersuchung basiert auf insgesamt zehn Interviews, davon wurde die eine Hälfte mit Referendaren und Referendarinnen, die andere Hälfte mit jungen Lehrkräften, die ihr zweites Examen alle innerhalb der letzten vier Jahre abgelegt haben, geführt.

Die Datenauswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring (2011), die daraus resultierenden Ergebnisse werden in Kapitel 7 beschrieben und im Folgenden kritisch diskutiert (Kapitel 8).

Schließlich soll zusammengefasst werden, wie es um die Akzeptanz von fächerübergreifendem MINT-Unterricht bei jungen Lehrkräften, Referendaren und Referendarinnen steht, was an welcher Stelle besser gemacht werden kann und wo Veränderungen notwendig sind, um dieses Unterrichtskonzept an deutschen Schulen zu etablieren (Kapitel 9).


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