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Examensarbeit Mordass

Mordass, J. 2014: Ökosystem Teich – Vergleich zwischen Naturerlebnis und Vermittlung mit digitalen Medien.

Einleitung:

„Man kann einen seligen, seligsten Tag haben, ohne etwas anderes dazu zu gebrauchen als blauen Himmel und grüne Erde“ (Jean Paul). Diese Ansicht teilen scheinbar die wenigsten Kinder und Jugendlichen der heutigen Gesellschaft mehr. Glauben wir aktuellen Studien „kommen wir zu dem Schluss, [...] dass wir es mit einer erschreckenden Naturvergessenheit zu tun haben“ (Gaede, 2010). Kinder wachsen behütet in ihren heimischen Räumen auf, fern ab von Regenwürmern und Libellen. Sie spielen mit ihren Handys und Computern, werden lieber vor dem Fernseher zurückgelassen, als losgelassen auf Feld und Wiesen oder auf Bäume zum Bau eines Baumhauses.

[...]

In der Naturbewusstseinsstudie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit von 2009 äußerten sich Probanden zur Natur. Nomen, wie „Bäume“, „Blumen“ oder „Wald“ und „Wiese“ wurden der Natur zugeschrieben. Auf emotionaler Ebene wurden ihr Adjektive wie „schön“ und „wohltuend“ zugeordnet. Fast niemand sprach von „nachhaltig“, „verschmutzt“ oder „zerstört“. Hier muss für die Zukunft angesetzt werden.

Kindern und Jugendlichen muss die Natur wieder näher gebracht werden, sodass diese sie nachhaltig nutzen können. Ein erster und wichtiger Schritt entgegen der Naturentfremdung unserer Kinder sind Naturerlebnisse, welche in einer viel zu medienüberladenen Welt immer seltener werden. Eine Studie zum „Jugendreport Natur 2010“ ergab, dass der Reiz an Natur in Kindern und Jugendlichen durchaus noch vorhanden ist. Doch kann sie gegen die Konkurrenz der digitalen Medien in einer digitalen Welt noch bestehen? Und wenn ja, wie?

„Für das Kind ist es nicht halb so bedeutsam zu wissen als zu fühlen.“ (Rachel Carson)

„Biologieunterricht muss von den Lernenden ausgehen – diese Position charakterisiert eine der didaktischen Grundüberzeugungen des schülerorientierten Unterrichts“ (Gropengießer, Kattmann, Krüger[ML6]2010).Dabei sind Lernende in unterschiedlicher Weise motiviert, sich mit dem Lerngegenstand auseinander zu setzen. Interesse, Emotionen und Sinnbedürfnisse spielen eine Rolle, wobei Fähigkeiten und Motivation zentrale Lernvoraussetzungen darstellen.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich, ausgehend von der aktuell vorherrschenden Naturentfremdung unserer Kinder & Jugendlichen und ihrem in Studien belegten geringen Interesse an Natur, mit der Frage, wie und mit welcher Methode sich Schülerinnen und Schüler stärker motivieren und für Natur interessieren lassen. Wird ihre Motivation und ihr Interesse an Natur eher gesteigert, wenn sie direkt in der Natur von der Natur lernen oder eher, wenn sie diese anhand von digitalen Medien und virtuellen Darstellungen vermittelt bekommen? Der jeweilige Erfolg der didaktischen Methoden „reale Exkursion“ und „virtuelle Exkursion“ wird dabei im Rahmen der vorliegenden Arbeit im Hinblick auf die Motivation und das Interesse der Schülerinnen und Schüler untersucht. Zudem wird ihr Freizeitverhalten am PC hinterfragt und analysiert, um eventuelle Rückschlüsse auf die Motivation während einer der beiden didaktischen Methoden und das Interesse an der Natur schließen zu können. Eine Befragung von Gmeiner (zitiert in: Gebhard 2009) hat ergeben, dass 52,2 % der in seiner Studie befragten Kinder und Jugendlichen am liebsten TV schauen. 47,2% gaben an, den Computer zu bevorzugen. Nur 35,1% verbringen ihre freie Zeit am liebsten in der Natur (Gebhard 2009). Dieses Ergebnis zeigt, dass SchülerInnen different bezüglich ihres Freizeitverhaltens sind. Es liegt nahe anzunehmen, dass sich dieses Freizeitverhalten auf die Motivation und das Interesse der Schülerinnen und Schüler bezüglich der Methode der realen oder virtuellen Exkursion und auf ihr Interesse an der Natur auswirkt. Aus diesem Grund wird eine Binnendifferenzierung zur Nutzung des Computers in einen ersten Fragebogen eingearbeitet.

Die Untersuchung soll eine ersteTendenz [ML7]aufzeigen, ob sich der materielle und zeitliche Aufwand einer realen Exkursion in der Schule schülerorientiert noch als ertragreich erweist. Zentrale Fragen sind dabei, ob die Motivation der Schülerinnen und Schüler, sowie auch ihr Interesse an Themen der Biologie tatsächlich nur noch [ML8]über digitale Medien geweckt werden können und ob reale Exkursionen dadurch möglicherweise innaherZukunft von virtuellen Exkursionen abgelöst werden könnten.

Zur Beschäftigung mit jenen wichtigen Fragen [ML9]wird ein inhaltlich übereinstimmender Unterricht zum Thema „Ökosystem Teich“ in zwei neunten Klassen einer Schule im ländlichen Raum in der Nähe von Lutherstadt Wittenberg, wobei jeweils eine der beiden Unterrichtsmethoden Anwendung finden wird. Durch die Bearbeitung eines Fragebogens, sowohl vor, als auch nach ihrer Durchführung, [ML10]sollen Antworten gefunden, diskutiert und mögliche Aussichten dargestellt werden.

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