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Examensarbeit Ulbrich

Abstract Ulbrich

Sexualität betrifft nicht nur Erwachsene, denn die Herstellung der geschlechtlichen Identität beginnt schon im Kindesalter und ist eng mit der Formung der Persönlichkeit verbunden. Sie ist von gesellschaftlichen Einflüssen geprägt und umfasst neben rein biologischen Aspekten, wie Fruchtbarkeit auch emotionale Aspekte, wie Lust und Partnerschaft. Die Sexualpädagogik als Teilbereich der Erziehungswissenschaften erforscht unter anderem die zielgerichtete erzieherische Einflussnahme auf die Sexualität von Menschen. In der Praxis, der Sexualerziehung, wird gezielt und kontinuierlich Einfluss auf die Entwicklung sexueller Motivationen, Einstellungs- und Sinnaspekten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen genommen.

Seit den Empfehlungen der Ständigen Konferenz der Kultusminister zur Sexualerziehung in den Schulen aus dem Jahr 1968 steht Sexualerziehung offiziell in den Lehrplänen für deutsche Schulen. Bis heute sind die Lerpläne der Bundesländer immer wieder überarbeitet worden, um den Veränderungen der Rahmenbedingungen, in denen die Jugendlichen aufwachsen, Rechnung zu tragen.

Im Runderlass des Kultusministeriums zur Sexualerziehung an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen des Landes Sachsen-Anhalt (1993) wird die Bindung der Sexualerziehung an das Fach Biologie gelöst und Sexualerziehung als f.cherübergreifende erzieherische Aufgabe aller Unterrichtsfächer erklärt, in dem diese einen Teil der werteorientierten Gesamterziehung darstellen soll. In den Fachlehrplänen wird die Sexualerziehung jedoch nur in Biologie und Ethik thematisiert. Bei der Sexualerziehung stehen Lehrerinnen und Lehrer vor besonderen Herausforderungen, indem sie neben wissenschaftlichem Grundwissen und methodischem Geschick auch in der Lage sein müssen, alters- und situationsgerecht auf die Fragen und Auffassungen der Jugendlichen einzugehen.

Eine wichtige Rolle für die Vorbereitung der Lehrkräfte auf diese Aufgaben spielt hierbei die Ausbildung während des Studiums. Das Internet ist für Jugendliche fest im Alltag etabliert. Doch neben den vielfältigen Chancen, die dieses neue Medium bietet, sind gleichzeitig auch ungefilterte sexualisierte Webinhalte für jeden Nutzer zugänglich, also auch für Kinder und Jugendliche. Durch Pornografie, aber auch durch andere stereotypenfördernde 64 Webinhalte können Heranwachsende stark verunsichert oder überfordert werden. Die Gefahr ist hoch, dass Jugendliche diese Inhalte nicht reflektieren, wenn sie mit den Eindrücken alleine gelassen werden. Das bedeutet, dass Sexualerziehung sich neuen Themen, wie sexualisierten Medieninhalten, nicht verschließen sollte.

Die Materialien des Projekts "Lets talk about Porno" wurden entwickelt, um Lehrerinnen und Lehrer dabei zu unterstützen, neue Themen der Sexualpädagogik im Unterricht, gemeinsam mit den Jugendlichen, zu besprechen. Neben Ratschlägen für die Pädagogen beinhalten die Arbeitsmaterialien Hintergrundinformationen zur aktuellen Jugendsexualität und zahlreiche didaktisch aufgearbeitete Projektvorschläge für den Schulunterricht. Ziel der empirischen Studie ist es, die Bereitschaft von Lehrkräften zur Thematisierung neuer Inhalte der Sexualpädagogik zu erforschen und herauszufinden, welche Faktoren diese Bereitschaft beeinflussen, ob die Lehrkräfte die Umsetzung neuer Themen, wie Pornografie, überhaupt als notwendig ansehen und welche Bedenken sie hierbei eventuell haben. Zusätzlich sollte geklärt werden, wie bekannt die Materialien von Klicksafe den Lehrkräften sind und wie diese darauf reagieren.

Dazu werden in dieser Arbeit zwei Gruppendiskussionen, eine mit Lehrerinnen und eine mit Studentinnen und Studenten, mit Hilfe der dokumentarischen Methode ausgewertet. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass sowohl die Studierenden als auch die Lehrkräfte, die an den Gruppendiskussionen teilgenommen haben, die Notwendigkeit der Behandlung von neuen Themen in der Sexualerziehung wahrnehmen und sich in der Verantwortung fühlen, die Jugendlichen zu unterstützen. Als akute Folgen, die sich aus dem Einfluss der sexualisierten Medieninhalte ergeben, werden unter anderem Minderwertigkeitskomplexe, Idealisierungen von inszenierten Inhalten und die Übernahme von dargestellten Geschlechterrollen benannt. Der Einfluss der Eltern ist teilweise noch sehr negativ konnotiert und religiöse Ansichten, die sich mit einer offenen Sexualerziehung nicht vereinbaren lassen, werden als großes Hindernis angesehen.

Das Material „Let's talk about Porno“ war keinem Teilnehmer bekannt, die Reaktionen darauf waren aber positiv. Vor allem wirkten die didaktisch aufgearbeiteten Projekte anregend für die zukünftige Unterrichtsplanung und eventuelle f.cherübergreifende Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen.

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