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Examensarbeit Georges

Georges, S. 2011

Akzeptanz von MINT bei Lehramtsstudierenden

Wie in der vorliegenden Arbeit gezeigt wurde, gibt es derzeit keine allgemein anerkannte Begriffsbestimmung von MINT. Die deshalb in der Untersuchung erstellte Definition umfasst zahlreiche Facetten. Demnach vereint MINT in sich nicht nur neue Lehr- und Lernformen sondern auch die Denk- und Herangehensweisen der vertretenen Fächer und den diesen zugrundeliegenden Wissenschaften. MINT wird damit zu einem hoch komplexen Konstrukt, das weit über den Sammelbegriff der einzelnen Fächer hinausgeht. Somit stellt MINT eine große Herausforderung für die betroffenen Akteure dar, die, wie gezeigt wurde, allerdings nicht als Nachteil, sondern als große Chance verstanden werden kann und muss. Alle diese aufgezeigten Möglichkeiten und Merkmale von MINT lassen es als einen „Best-Practice-Ansatz“ erscheinen.

Damit dieser Ansatz Wirkung erlangen und großflächig zum Einsatz kommen kann, ist es von essentieller Bedeutung, dass er durch die mit seiner Umsetzung betrauten (angehenden) Lehrenden Akzeptanz findet. Wie gezeigt werden konnte, ist Akzeptanz ein situativer Zustand, der im Wesentlichen nicht von den, dem Objekt zu eigenen, sondern von subjektiven, dem akzeptierenden Akteur zu eigenen Merkmalen beeinflusst wird.

Als diese subjektiven Merkmale wurden in dieser Arbeit die Überzeugungen und motivationalen Orientierungen der Lehramtsstudierenden angenommen. Diese konnten in unterschiedliche Bereiche unterteilt werden. Es wurde weiterhin angenommen, dass die verschiedenen Beliefs und motivationalen Orientierungen, je nach ihrer entsprechenden Ausprägung, unterschiedlichen Einfluss auf die Akzeptanz von MINT ausüben. Darüber hinaus wurde vermutet, dass die von Neuhaus und Vogt (2005) beschriebenen Lehrertypen, die ebenfalls im Wesentlichen auf den verschiedenen Ausprägungen besagter Überzeugungen und motivationalen Orientierungen beruhen, sich auch auf die Untersuchungsgruppe anwenden lassen und ebenfalls im Zusammenhang mit der Akzeptanz von MINT stehen.

Um die besagten Annahmen zu überprüfen wurden 123 Lehramtsstudenten der Fächer Biologie, Chemie, Mathematik und Physik befragt. Die dabei verwendeten Testitems stammten größtenteils aus bereits evaluierten und anerkannten Testinstrumenten anderer Untersuchungen. Bei der Erhebung konnten zumindest annehmbare Werte für die Güte der Testinstrumente erreicht werden, wobei verschiedene Auswertungsverfahren zum Einsatz kamen.

Die Fragebogenerhebung ergab zunächst eine sehr hohe Akzeptanz von MINT unter den Lehramtsstudenten. Dieser Befund musste aber im weiteren Verlauf angesichts der Ergebnisse 69

vergleichbarer Untersuchungen und der statistisch geringen Wahrscheinlichkeit eines solchen Ergebnisses relativiert werden. Die vermuteten Zusammenhänge zwischen den genannten Merkmalen der Probanden und der MINT-Akzeptanz konnten nicht nachgewiesen werden. Die Befürchtung, dass keine Zusammenhänge gefunden werden konnten, weil die Testinstrumente nicht die vorgegebenen Faktoren messen, konnte sowohl für die Items zur Akzeptanzmessung als auch für die Skalen der Beliefs und motivationalen Orientierung weitestgehend verworfen werden. Vielmehr ist von einer Verfälschung der Ergebnisse durch die stark positive Schieflage der Akzeptanzerhebung auszugehen. Absolute Klarheit können diesbezüglich aber erst spätere Arbeiten schaffen.

Darüber hinaus ließen sich die von Neuhaus und Vogt (2005) beschriebenen Lehrertypen auch für die befragten Lehramtsstudenten nachweisen. Dass der Großteil der Probanden dem pädagogisch-innovativen Typ angehöhrt, überraschte angesichts der weiteren Ergebnisse der Erhebung nicht. Des Weiteren konnten auch signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Lehrertypen und ihrer MINT-Akzeptanz nachgewiesen werden. Wie sich herausstellte, lehnen vor allem Lehramtsstudenten die dem fachlich-etablierten Typ angehören MINT ab. Dieses Ergebnis erscheint angesichts der Merkmale dieses Typs im Vergleich mit den Eigenschaften von MINT, wie es in der Arbeit definiert wurde, durchaus sachimmanent.

Durch die Vernetzung der Ergebnisse der Fragebogenerhebung bezüglich allgemeiner Merkmale, der Beliefs und der motivationalen Orientierungen mit den gewonnenen Erkenntnissen zum Zusammenhang von Lehrertypen und MINT-Akzeptanz, konnte die ‚Extremgruppe‘ der MINT-Gegner, beschrieben werden. Kennzeichnend für diese Gruppe ist, neben den Merkmalen des fachlich-etablierten Typs, eine hohe fachliche Selbstwirksamkeitserwartung, resultierend aus, durch elaborative Lernstrategien erworbenen, hohen fachlichen und kognitiven Fähigkeiten.

Auch wenn diese Ergebnisse, begrenzt durch die Schieflage der Daten zur MINT-Akzeptanz, nur mit Einschränkungen Gültigkeit beanspruchen können, ist mit der vorliegenden Arbeit doch ein wichtiger Schritt für die Beachtung der Akzeptanz als wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung von Innovationen wie MINT gelungen. Es konnte trotz allem gezeigt werden, dass es Faktoren gibt, die Einfluss auf die Akzeptanz haben. Zwar müssen weitere Untersuchungen folgen um die gewonnen Daten auszudifferenzieren und die Erkenntnisse zu verifizieren, aber eine prinzipielle Richtung konnte weitestgehend vorgegeben werden.

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